Sonntag, Oktober 23, 2016

Filmrückschau

Tschick (2016) ...  Es war ein kleiner Wettstreit mit mir selbst, ob ich wohl zuerst das Buch lesen oder den Film sehen würde. Am Ende hat der Film gewonnen und zwei Tage später habe ich wie im Rausch das Buch gelesen (es liest sich, dank der lebensnahen Sprache und der vielen sehr kurzen Kapitel wirklich weg wie nichts).
Den Film fand ich mindestens ebenso grandios. Ich bin lange nicht mehr so euphorisiert aus dem Kino gekommen, zuletzt nach der Doku 20.000 Days on Earth über Nick Cave. Wenn ich mir vorstelle, wie erst jemand im Alter der beiden Hauptfiguren danach drauf sein muss... zumindest hoffe ich das. Originelles, kluges, witziges Kino (aber auch das Buch lesen)!

(Quelle)

Tatort: Zahltag (2016) ... Wenn ich denn mal einen Tatort schaue, dann handelt es sich um einen Weimar-Tatort mit Lessing und Dorn (Christian Ulmen und Nora Tschirner) oder einen Hessen-Tatort mit Kommissar Murot (Ulrich Tukur). Es liegt also meist an den Hauptdarstellern. Und so kam es, dass ich neulich einen Dortmund-Tatort sah, mit Jörg Hartmann, den ich seit dem TV-Film "Das Ende einer Nacht" (2012) sehr schätze. 
Der Tatort spielt im Dortmunder Rockermilieu, es geht grob gesagt um die libanesische, bulgarische, italienische Konkurrenz in Sachen mafiöse Vorherrschaft. Parallel gibt es wegen einer Dienstaufsichtsbeschwerde über Kommissar Faber (Hartmann) interne Querelen im Kommissariat. Die Handlung klingt vielleicht wenig besonders, die Art des Erzählens und der Kameraführung erinnert aber in der Qualität fast an US-amerikanische Produktionen.

Eulen, auf fast jedem Bosch-Bild
Hieronymus Bosch: Schöpfer der Teufel (2016) ... Ein niederländisches Team aus Kunsthistorikern, Restauratoren und anderen Wissenschaftlern und Fachkräften will anlässlich des 500. Todestages von Hieronymus Bosch eine Ausstellung in seiner Geburtsstadt initiieren. Im Zuge dessen wollen sie sein Gesamtwerk hochauflösend fotografisch dokumentieren und bei Zweifelsfällen klären, ob sie tatsächlich vom Meister oder doch von seinen Schülern stammen. Die Museen, von sie die Werke leihen wollen, stellen allerdings teils monströse Gegenforderungen...
Eine toll gemachte Doku über Hieronymus' Werk mit spannenden Einblicken in Museumspolitik. Und manchmal möchte man mit den Ausstellungsmachern verzweifeln...

Terror - Ihr Urteil (2016) ... Moralisch ein höchst fragwürdiges Medienexperiment. Den Ausgang der Zuschauerabstimmung über das Urteil konnte ich mir leider von Anfang an denken. Aber: ein gut gemachter Spielfilm mit toller Besetzung (Burghart Klaußner, Martina Gedeck, Lars Eidinger, Florian David Fitz). Gesehen habe ich ihn ehrlich gesagt nur, um am nächsten Tag die Debatte zu verstehen.

Mittwoch, Oktober 05, 2016

Ein Wochenende im Bamberg

Bamberg, die schönste Stadt in Franken, wollte ich schon lange einmal wieder besuchen - wie praktisch, dass Freunde von uns da gerade er Arbeit wegen frisch hingezogen sind. Von Erfurt aus kann man recht komfortabel mit dem Fernbus per Direktverbindung nach Bamberg fahren, das dauert etwa 2h 30min; die zügigste Verbindung mit der Deutschen Bahn ist etwa eine halbe Stunde langsamer, viermal so teuer und mit ein- bis zweimal Umsteigen verbunden.

Am Freitagabend aßen wir erst einmal im schönen Biergarten der Brauereigaststätte Greifenklau, mit Blick auf die abendlich angeleuchtete Altenburg. Im Greifenklau gab es gute bodenständige Küche und sehr leckeres fränkisches Bier. Anschließend ging es weiter in die Altstadt, u.a. zum Brauereiausschank von Schlenkerla, wo ich lernte, dass der coole Bamberger sich nicht in den Gasthof hineinsetzt, sondern mit seinem Bierglas und der Pfandmarke auf der Gasse vor dem Wirtshaus steht. (Drei Tage später erklärte mir ein Mann aus Erlangen, dass ein echter Bamberger gar kein Schlenkerla trinken würde.) Richtig schön und muggelig ist übrigens auch die "Weinstube Pizzini", die sich ebenso wie das Schlenkerla auf der abends sehr belebten Oberen Sandstraße befindet. Entgegen dem Namen ist die Weinstube eine urgemütliche Kneipe mit echten Originalen hinterm Tresen und einer guten Bierauswahl.

Der Samstag begann mit einem kleinen Ausflug hinauf auf die Altenburg. Hier kann man u.a. den mittelalterlichen Burgturm besteigen, der eine tolle Aussicht auf Bamberg und das Umland bietet - beim gutem Wetter bis zu den Klöstern Banz und Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein bzw. Lichtenfels. Die Burganlage ist sehr gut in Schuss, man kann hier auch Essen gehen. Anschließend besuchten wir das Fränkische Brauereimuseum im Kloster Michelsberg - klein und fein. Ein spätes Mittagessen sollte es im Brauereiausschank von Mahrs-Bräu geben, hier war aber 14 Uhr bereits Küchenschluss. Also gab es zum Ungespundeten eben eine Laugenbrezel. Etwas Richtiges zu essen bekamen wir dann im Alt-Ringlein, wo ich endlich zu meinem Schäuferla kam. Das ist ein Stück von der Schweineschulter mit Kruste und Knochen. Bei richtiger Zubereitung fällt das Fleisch regelrecht vom Knochen ab.

Ansonsten im Bamberg natürlich ganz wichtig - ausgedehnte Alstadtspaziergänge. Es gibt so viele hinreißende Gassen und Ecken, bemerkenswerte Gebäude und Geschäfte, die entdeckt werden wollen. Ein kleiner Tipp für alle, die gern frühstücken gehen: Im Eckerts kann man das direkt am Wasser mit Blick auf das Alte Rathaus wunderbar und ausgiebig tun.

Im Mahrs-Brauausschank

Bamberger Gässchen

Blick auf Bamberg von der Altenburg

Altenburg